logo st martin Brend

Herr, bleibe bei uns!“ - Gebetsgemeinschaft 

In der kommenden Zeit - bis wir wieder öffentlich Gottesdienst feiern dürfen, läuten jeden Abend in den Kirchen unserer Pfarreiengemeinschaft die Glocken zum Engel des Herrn. Mir ist wichtig, dass wir ein spürbares Zeichen unserer kirchlichen Gebetsgemeinschaft setzen. 

Darum bitte ich Sie, dass jeder von uns am Abend wo er gerade ist, spricht: „Herr, bleibe bei uns!“
und ein Gebet sprechen kann.

Ich gebe dann in der Kirche für Sie alle den Segen. Vielleicht singen Sie auch gemeinsam etwas: „Segne du Maria“ oder „Von guten Mächten wunderbar geborgen", ...

Gott segne Sie, Ihr Pfarrer Hans Beetz 

Bleibe bei uns Herr;
denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.
Bleibe bei uns und bei deiner ganzen Kirche.
Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.
Bleibe bei uns mit deiner Gnade und Güte, mit deinem heiligen Wort und Sakrament,
mit deinem Trost und Segen.
Bleibe bei uns, wenn über uns die Nacht der Trübsal und Angst, die Nacht des Zweifels
und der Anfechtung, die Nacht des bittern Todes.
Bleibe bei uns und bei allen deinen Gläubigen in Zeit und Ewigkeit.

 

Die folgenden Gebetsimpulse sind nur eine weitere Anregung für die Gestaltung der Gebetszeit. Jeder ist in seinem Gebet frei.

 

Himmelfahrt und nun?

Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte wird über die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten folgendes beschrieben:

Als Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. … Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. ... Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort."

Jesus ist in den Himmel aufgefahren, sitzt zur Rechten Gottes. Himmel ist nicht oben, Himmel ist eine andere Wirklichkeit. Jesus ist nicht mehr greifbar. Eine neue Ära beginnt. Die Jünger, die Frauen halten auf andere Weise Kontakt zu ihm – im Gebet.
Auch wir sind eingeladen, uns diesem Gebet, dieser Kontaktaufnahme anzuschließen. Ganz bewusst die Tage von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten zu beten – neun Tage, daher der Ausdruck Novene.
Ich möchte Sie dazu einladen, das eigene Beten zu reflektieren. Vielleicht es auch wieder ganz neu zu entdecken. Gebetsanregungen aus dem Gotteslob, einen Hinweis auf eine Novene von Pfarrer Josef Treutlein finden sie im Anhang.

Das Gespräch mit einem Freund

In Jesus wird Gott unser Bruder. Er nennt uns Freunde, bietet uns das DU an. Aus dieser Beziehung heraus möchte ich mein Beten betrachten.
Wenn ein Freund um ein Gespräch bittet, dann nehme ich mir die Zeit. Wir gehen an einen geeigneten Platz, damit wir ganz für uns sein können. Dann setzen wir uns zusammen und ich höre.
Dies kann auch ein Anstoß für mein tägliches Gebet sein. Einen schönen Platz bereiten und Zeit nehmen. Stille werden, hören. Spüren, dass Jesus da ist. Hören. Ihm sagen, was mir auf dem Herzen liegt – offen und ehrlich.

 ICH-DU

Gespräch ist gelebte Beziehung. Ohne regelmäßiges Gespräch schläft die Beziehung ein. Jesus wartet auf mein Wort, auf meine Ansprache. Floskeln, Rituale können helfen, ins Gespräch zu kommen.
Wenn ich einen Freund treffe, begrüße ich ihn. „Hallo! Schön, dich zu sehen. Schon lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?“ Einfache Redewendungen, um warm zu werden. Und erst dann gehe ich ins Detail. Ähnlich kann auch mein Gebetseinstieg sein. Ein kleines Ritual. Kerze entzünden. Durchatmen. Innehalten. Ein Kreuzzeichen.

 Die Tür, der Weg

 Jesus sagt von sich: „Ich bin die Tür. Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Jesus lebt Beispiel, Vorbild. Seine Worte, sein Handeln geben uns Richtung – auch im Gebet.

Lehre uns beten

Als Jesus einmal vom Beten zurückkam, sagten die Jünger zu ihm: Lehre uns beten. Da brachte er ihnen das „Vater unser“ bei. Ein Geschenk. Viel zu wertvoll, als dass wir es runterleiern. Es kann helfen, nur ein Wort, einen Satz aus diesem Gebet zu sprechen, zu betrachten.
„Vater“ mit dem ersten Wort nimmt er uns in eine innige Beziehung mit hinein. Vater. Das zeigt uns, was Gott für uns sein will. Wir dürfen dieses Angebot annehmen. Er wartet. Ein Vater weiß um seine Kinder. Ein Vater sorgt sich um seine Kinder. Vater.

 Der Ort

 Von Jesus wissen wir, dass er sich zum Beten an einsamen Orten zurückgezogen hat. „Du aber geh in deine Kammer“, empfiehlt er uns. Das kann eine Ecke in der Wohnung sein, ein Platz in der Kirche/Kapelle, ein schöner Fleck in der Natur. Das kann aber auch ein Spaziergang sein.

Worte

„Plappert nicht wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.“ Ein Rosenkranz kann uns durch das ständige Wiederholen der gleichen Worte in eine meditative Betrachtung bringen. Das Gebet, das Gespräch mit Gott, mit Jesus braucht nicht viele Worte. Gott weiß, was ich brauche.

 Vertrauen

 „Dein Wille geschehe. Dein Reich komme.“
Wie geht es mir, wenn ich diese Worte spreche? Kann ich Gott von ganzem Herzen vertrauen oder möchte ich, dass mein Wille geschieht? Wie stelle ich mir Gottes Reich vor? Was kann ich dazu beitragen, dass es Wirklichkeit wird?

 Die Verheißung, das Versprechen

Jesus verheißt uns die Kraft, den Beistand aus der Höhe, den Hl. Geist, wenn wir darum bitten. Der Hl. Geist ist die Liebe die Vater und Sohn verbindet. In diese Liebe nimmt uns Gott mit hinein. Ein Versprechen, sein Versprechen.

 

Gebetsanregungen:

Eine schöne ausgestaltete aktuelle Novene können Sie sich aus dem Internet herunterladen:
https://pfingstgebet.schoenstatt.de/download/2020PfingstgebetDINlang_WEB.pdf

 Psalm 36: Gott, die Quelle des Lebens (Gotteslob 40,2)
Psalm 42 und 43: Sehnsucht nach dem lebendigen Gott (Gotteslob 42,2.3)
Psalm 139: Der Mensch vor dem allwissenden Gott (Gotteslob 657,2)

Lied/Gebet um den Hl. Geist (Gotteslob 342)
Andachtsabschnitt Hl. Geist (Gotteslob 675,5)

 

 

Aus dem 1. Korintherbrief des Apostel Paulus:

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.

Eines der schönsten Texte im Neuen Testament, aber sicherlich auch eines der anspruchsvollsten. Die Liebe keine rosa Wolke, sondern ein Sich-Üben, ein Sich-Einlassen auf den anderen in Geduld und Güte. Der Text ist zeitlos genau wie die LIebe zeitlos ist. Und doch in jeder Zeit gibt es andere Schwerpunkte. Im Moment sehe ich den ersten Satz "Die Liebe ist langmütig" und denke an unsere kommenden Gottesdienste. Gläubige haben eine Sehnsucht nach gemeinschaftlichen Feiern, die aber zur Zeit so nicht möglich sind. Wir müssen uns geduldig erweisen, Langmut üben, nicht ungehörig sein, nicht den eigenen Vorteil suchen. Gerade als Christen haben wir Verantwortung für unsere Mitmenschen, für die älteren und schwachen im Besonderen. Wir können sie nur schützen, indem wir weiterhin Abstand wahren und somit die Ansteckungsrate gering halten. Auch das kann Gottesdienst sein.

Wie geht es uns in diesen Tagen? Vielleicht erleben wir, dass wir mehr Zeit haben als sonst für unsere Familie, für die Kinder, für uns selbst.

Vielleicht macht sich aber auch eine gewisse Unzufriedenheit breit. Es regt uns auf, dass manches nicht geht wie gewohnt, wir sind irritiert über Aussagen, unsicher, wie alles weitergehen soll. Wir vermissen manches schmerzlich und spüren in vielen Bereichen eine gewisse Leere. Leere Spielplätze, leere Fußballstadien, leere Kindergärten und Schulen, leere Straßen und Plätze. Wir sind konfrontiert mit „Leere“: Corona-Leere, Sinn-Leere, Lebens-Leere, innere Leere. Die äußere Leere macht uns neu bewusst, was innen vorgeht.

In der 3. Ostererzählung am Sonntag war auch die Rede von einer „Leere“, die leeren Netze der Jünger beim Fischfang. Wir können uns hineinversetzen in ihre Lage. Eigentlich sind sie Profis, sie kennen sich aus, sie wissen, wo die Fische ins Netz gehen, aber sie fangen nichts. Und dann die Stimme des Fremden, die Netze noch einmal auszuwerfen und das machen sie auch. Sie glauben einem „Wildfremden“. Und dann passiert etwas, damit hatten sie nicht gerechnet. Es gehen ihnen die Augen auf und sie machen eine ganz eigene Ostererfahrung.

Die Jünger spüren, es braucht SEINEN Segen, SEINE Gnade. Wenn ER hilft, kann Fischfang gelingen! ER ist das Leben in Fülle.

In diesen Tagen müssen wir umgehen mit leeren Netzen, Wut, Existenzängsten. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott uns hilft. Lernen wir täglich neu mit dem Auferstandenen umzugehen, ihm unsere leeren Netze hinzuhalten. Er schenkt uns Leben in Fülle!

 

Dieser Impuls wurde von Eva-Maria Seifert gestaltet.

Wie wird die Welt nach Corona aussehen, wie werden wir das Ganze im Rückblich wahrnehmen? Schon mal Gedanken darüber gemacht? Der Zukunftforscher Matthias Horx schreibt dazu:

„Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Stellen wir uns eine Situation im Herbst 2020 vor: Wir, im Straßencafé, beobachten Menschen. Ist alles so wie früher? Wie damals vor Corona?

Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zur Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder kontaktiert, Familien, Freunde, Nachbarn sind näher gerückt. Wir werden uns wundern, wie schnell sich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Videokonferenzen stellten sich als praktikabel heraus. Lehrer lernten Internet-Teaching. Homeoffice wurde zu einer Selbstverständlichkeit. Wir werden uns wundern, dass scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance erlebten. Plötzlich erwischte man, wenn man anrief, reale Menschen. Eine neue Kultur des Langtelefonierens brachte das Virus hervor. Man kommunizierte wieder wirklich. Wir werden uns wundern, dass schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen, nicht die Technik. Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass ein Zusammenbruch tatsächlich passierte. Heute, im Herbst, gibt es wieder Weltwirtschaft. Aber die alten Wertschöpfungsketten haben sich überlebt. Sie werden gerade demontiert und neu konfiguriert. Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.“

(Zukunftsforscher Matthias Horx, ausführlich auf: horx.com oder zukunftsinstitut.de, Zitat: https://www.diezukunftnachcorona.com/2020/03/)

 

Der Impuls kam von Eva-Maria Seifert.

neue maßeinheit

sie schicken uns auf distanz
zwei meter oder mehr
tische weit auseinander
stühle in sichtweite
höchstens zwei personen
wo wird das enden
wenn wir erwacht uns die augen reiben
und erkennen müssen
dass wir uns aus den augen verloren haben
und nicht mehr wissen
wie sich der andere anfühlt
wenn wir allein auf weiter flur
nach dem nächsten rufen

(wilhelm bruners 3/20)

 

Dieses neue Gedicht von Wilhelm Bruners beschreibt unsere momentane Situation sehr gut: Distanz halten ist angesagt, immer noch, schon seit vielen Wochen und auch an Ostern, ein schnelles Ende ist nicht abzusehen. Keine Gottesdienste in den Kirchen, keine Begegnungen und Umarmungen nach der Feier der Osternacht bei Brot und Wein.
Stattdessen Feiern im sehr kleinen Kreis oder alleine, alles auf Abstand.
Auch die Jünger*innen Jesu gehen nach Jesu Tod auf Distanz zur Welt.
Sie bleiben zwar zusammen, haben aber die Türen aus Angst fest verschlossen.
Und das, obwohl – so berichtet es der Evangelist Johannes kurz vor der heutigen Perikope – sie die Nachricht von der Auferstehung schon bekommen hatten. Dennoch bleiben sie auf Abstand: zu anderen Menschen, der Welt vor ihrer Tür und dieser unglaublichen Nachricht.

 

Gebet

Liebender Gott, ich bin hier mit meinen Gedanken und Fragen, meinen Ängsten und Sorgen, meiner Einsamkeit und Trauer in dieser Zeit. Mir fehlen die vertrauten Menschen, die Treffen, gemeinsame Mahlzeiten, der persönliche Kontakt und Austausch. Wir gehen auf Distanz zu den Menschen und der Welt da draußen. Dich bitten wir: Höre unseren Ruf nach Nähe und hilf uns dabei, den Nächsten nicht aus den Augen zu verlieren. Sei jetzt hier in unserer Mitte. Amen.

(Sabine Grotenburg)

 

Dieser Impuls wurde von Eva-Maria Seifert erstellt. Dr. Wilhelm Bruners hat der Veröffentlichung seines Gedichtes zugestimmt.

 

Die Heilung des Blindgeborenen

Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Joh 9,1-7

 

Wer hat gesündigt, wer ist schuld? Dies ist die erste Frage der Jünger, als sie den Blindgeborenen sehen. Jesus sieht in der Blindheit des Mannes nicht die Schuldfrage, sondern die Aufgabe, ihn zu helfen. Die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Und Jesus setzt diesen Satz gleich in die Praxis um, er handelt. Er hilft ihm. Auch heute in der Zeit der „Corona“-Pandemie verstricken sich viele in der Schuldfrage. Dies ist auf allen Ebenen zu sehen: Donald Trump, der amerikanische Präsident, sucht die Schuld bei den Chinesen. Oder: Menschen mit asiatischen Aussehen werden zum Teil auf der Straße angegriffen. Nur einige Beispiele von vielen.

Ist eine Infektion erstmal aufgetreten, wird versucht, die Infektionskette nachzuvollziehen. Dies soll helfen, die Kette zu unterbrechen und damit weitere Ansteckungen zu verhindern. Doch birgt dies auch die Gefahr der Schuldzuweisung. Wer hat den Virus verbreitet? Eine (Schuld-)Frage, die vielleicht im Unterbewussten präsent ist, selbst bei dem Infizierten. Doch die Schuldfrage ist hier genau wie im Evangelium fehl am Platze. Sie führt ins Leere, verbreitet nur schlechte Stimmung und lenkt von der Aufgabe des Helfens ab. Wenn wir uns auf eine Schulddiskussion einlassen, werden wir blind für das Wichtige.
Jesus hat uns beispielhaft einen einfachen Weg gezeigt, einen Weg, der herausführt aus der Not: Er hilft ganz konkret.

Gott sagt:

In die Lichtblicke Deiner Hoffnung und in die Schatten Deiner Angst,

in die Enttäuschung Deines Lebens und in das Geschenk Deines Zutrauens

lege ich meine Zusage: ICH BIN DA !

In das Dunkel Deiner Vergangenheit und in das Ungewisse Deiner Zukunft,

in den Segen Deines Helfens und in das Elend Deiner Ohnmacht

lege ich meine Zusage: ICH BIN DA !

In das Spiel Deiner Gefühle und in den Ernst Deiner Gedanken,

in den Reichtum Deines Schweigens und in die Armut Deiner Sprache

lege ich meine Zusage: ICH BIN DA !

In die Fülle Deiner Aufgaben und in Deine leere Geschäftigkeit,

in die Vielzahl Deiner Fähigkeiten und in die Grenzen Deiner Begabung

lege ich meine Zusage: ICH BIN DA !

In die Enge Deines Alltags und in die Weite Deiner Träume

und in die Kräfte Deines Herzens

lege ich meine Zusage: ICH BIN DA !

 

Dieser Impuls kommt von Eva-Maria Seifert.

Jesus offenbart sich immer wieder, so hören wir es auch im Evangelium vom Freitag.
Eine eigenartige Spannung wird da beschrieben:
   Nichts fangen      viel fangen
   Nähe                    Ferne
   Niemand fragt   alle wissen es
   Essen erbeten   Essen anbieten

Die Jünger fischen, sie machen das, was sie schon immer gemacht haben.
Jesus ruft sie erneut heraus aus ihrem Alltag und zeigt ihnen ihre Berufung.

Auch ich bin immer wieder angesprochen, mitten in meiner alltäglichen Beschäftigung. Auch ich bin „berufen“. Ich darf mich immer wieder fragen – und in diesen Tagen haben wir vielleicht noch mehr Zeit als sonst, darauf eine Antwort zu geben – macht das einen Sinn, was ich tue, erlebe ich Erfüllung, Dankbarkeit, Freude in meinem Beruf, in meinem Dienst an den Menschen? Vielleicht sagt Jesus auch zu mir, werfe das Netz einmal auf der anderen Seite aus.
Wenn ich meine Berufung nicht wahrnehme, bleibt eine Leere. Lebe ich meine Berufung, darf ich „ein volles Netz von Fischen einfahren“, spüre ich „Leben in Fülle“. Jesus will erfülltes Leben für uns. Gehe ich heute meiner Berufung nach!

 

In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tibérias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus, Natánaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen. Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.“
(Joh 21, 1-14)

Dieser Impuls wurde von Eva-Maria Seifert erstellt.

Die ersten Tage nach der Auferstehung sind rum und noch immer können es die Menschen im Umfeld Jesu kaum begreifen. Am Anfang überwogen Skepsis, Zweifel, Misstrauen, aber nach und nach wird es klar: Jesus ist von den Toten auferstanden und sie sind Zeugen dieses Geschehens. Eine neue Wirklichkeit öffnet sich ihnen. Jesus geht durch verschlossene Türen, isst aber mit ihnen, lässt sich berühren. Er ist bei ihnen und im nächsten Augenblick wieder verschwunden. Sie dürfen für eine kurze Zeit einen Blick in dieses neue Leben werfen und sie versuchen, dieses Unbeschreibliche in Worte zu fassen. In den Ostererzählungen wird die Spannung dieser Zeit auch in der Sprache, in den Bildern deutlich.

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren,
35erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
36Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? 39Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43er nahm es und aß es vor ihren Augen. 44Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. 45Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. 46Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, 47und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
48Ihr seid Zeugen dafür.

 

aus Lukas, Kapitel 24

In diesen Tagen der Osterwoche hören wir immer wieder neu Begegnungserzählungen.
Jesus will den Seinen begegnen. Er will ihnen zeigen „Ich bin auferstanden, ich lebe“.
Er macht sich „erfahrbar“.
Jesus weiß um unsere Sehnsucht nach Begegnung.

In der Zeit der Coronakrise spüren wir vielleicht noch mehr als sonst, wie wichtig uns diese Begegnungen sind. Wir brauchen unsere Familie, unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Pfarrgemeinde. Wir sind gehalten in einem Netz von Beziehungen. Es fällt uns schwer, dass wir unser Miteinander nicht wie sonst pflegen können. Und doch finden wir neue Wege: Greifen häufiger zum Telefonhörer, schreiben einen Brief oder eine Mail, kommen zum stillen Gebet in die Kirche und verbinden uns dort mit den anderen Menschen aus unserer Pfarrei.

Ostern in einer Zeit von Corona. Statt Mahlgemeinschaft mit dem Herrn in der Eucharistie erleben wir „geistige Kommunion“. Jesus kommt zu uns. Er will uns begegnen. Er kann da sein und will da sein.
Heißen wir IHN willkommen in unseren Häusern, an unseren Arbeitsplätzen, beim Spaziergang draußen in der Natur, in der Begegnung mit anderen beim Einkauf, in den Krankenhäusern …
Da findet in diesem Jahr „Auferstehung“ statt!

Dieser Impuls wurde gestaltet von Eva-Maria Seifert.

­