Am 30.1.2022 wurde der Pastorale Raum Bad Neustadt mit einem feierlichen Gottesdienst in der Herschfelder Kirche errichtet. Domkapitular Clemens Bieber zelebrierte gemeinsam mit Moderator Domkapitular Pfarrer Thomas Keßler den Gottesdienst, assistiert von Diakon Thomas Prapolinat. Im Altarraum waren Koordinator Pastoralreferent Christian Klug, Gemeindereferentin Gisela Schuhmann und Lektorin Alexandra Katzenberger. Clemens Bieber überreichte die Errichtungsurkunde an Eva Postler, Pfarreiengemeinschaft "Um den Michaelsbert, Heustreu". Sie vertrat die Gemeinden aus den Pfarreiengemeinschaften des Pastoralen Raums.
Die Rede, die Günter Henneberger zur Begrüßung gehalten hat:
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
ich habe heute die Ehre, Sie alle im Namen des Seelsorgeteams und auch der freiwillig engagierten Laien im neuen Pastoralen Raum Bad Neustadt zu diesem Gottesdienst zu begrüßen.
Ein herzliches Willkommen an Herrn Domkapitular Bieber, der im Auftrag des Bischofs die Errichtung des Pastoralen Raum vornehmen wird, ebenso an Herrn Dekan Dr. Krefft und alle anderen Seelsorgerinnen und Seelsorger, auch an Herrn Pfarrer Hutzler, der noch nicht heute, aber bereits ab 1. März als Teampfarrer mit Wohnsitz in Salz zum Team des Pastoralen Raums gehören wird. Wir begrüßen ebenso herzlich - in ökumenischer Verbundenheit - Frau Pfarrerin Ress von der evangelischen Gemeinde. Als Vertreter der politischen Öffentlichkeit begrüße ich herzlich Herrn Landrat Habermann und die anwesenden Bürgermeister.
Heute kommt zum Abschluss, was sich in unserer Diözese im Prozess „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ im letzten Jahrzehnt – vor allem seit 2015, als Thomas Keßler Generalvikar war – angebahnt hat: Bei uns wird heute der PR Bad Neustadt errichtet. Zu ihm gehören fünf Pfarreiengemeinschaften:
die PG St. Bonifatius um den Höhberg mit den Kirchengemeinden Salz, Strahlungen, Rheinfeldshof, Burglauer und Niederlauer;
die PG Bad Neustadt mit den Gemeinden der Stadtpfarrkirche, der Gartenstadt, Mühlbach und Löhrieth;
die PG St. Martin Brend mit Brendlorenzen, Herschfeld, Rödelmaier, Lebenhan und Dürrnhof;
die PG Don Bosco am Salzforst mit Hohenroth, Leutershausen, Windshausen, Burgwallbach und Unterebersbach;
und schließlich die PG Um den Michaelsberg Heustreu mit den Gemeinden Heustreu, Hollstadt, Junkershausen, Wargolshausen, Unsleben und Wollbach.
Aber wie erleben das die Christinnen und Christen in den 26 Gemeinden vor Ort?
Vielleicht denkt manch einer: „Schon wieder eine Zusammenlegung? Erst (vor gut 10 Jahren) die Pfarreiengemeinschaften, jetzt der ‚Pastorale Raum‘.
Wie bleibt da die Kirche im Dorf? Führt das nicht zu einer immer größeren Entfremdung?“
Diese Ängste sind berechtigt und ernst zu nehmen.
Aber in drei Punkten möchte ich darlegen, was für den Pastoralen Raum spricht:
Erstens – scheint mir der entstehende PR Bad Neustadt durchaus eine organische, natürliche Größe zu sein, denn er entspricht der lebensweltlichen Einheit des Neustädter Raums.
Wer in Brendlorenzen wohnt, arbeitet vielleicht in Salz, die Kinder gehen in Neustadt in die Schule, eine Oma wohnt in Hohenroth, ein Opa in Hollstadt usw. Warum sollte sich das nicht auch in den kirchlichen Strukturen zeigen? Wenn man einmal ganz weit (über 1000 Jahre) in die Geschichte blickt, sieht man: Der PR deckt sich weitgehend mit dem karolingischen Fiskalbezirk Salz bzw. dem späteren bischöflich-würzburgischen Amt Neustadt. Er ist also nichts Neues, Künstliches, man kann eher sagen: Im PR „wächst zusammen, was zusammen gehört“.
Zweitens: Eine Entfremdung muss nicht eintreten, wenn die Christ*innen am Ort jetzt das Gemeindeleben mehr selbst in die Hand nehmen. Was hindert uns daran, Wortgottesfeiern, Seniorennachmittage, Jugendveranstaltungen usw. in den Einzelgemeinden abzuhalten, alte, sinnvolle Traditionen zu bewahren und neue Formen auszuprobieren? Ja, wir müssen es wollen, es ist eine Herausforderung, bei der natürlich die hauptamtlichen Seelsorger die freiwillig Engagierten vertrauensvoll und klug unterstützen müssen.
Als Letztes möchte ich noch einen Aspekt anführen, der für den PR spricht: Es ist die Hoffnung, dass diese größere Einheit einiges tun kann, was die kleinere nicht aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln vermag. Ich meine, es gibt heute sehr unterschiedliche Erwartungen an die Kirche: Da gibt es heute viele Menschen, die sich von bestimmten religiösen Angeboten durchaus ansprechen lassen und sie gerne annehmen, andere aber auch nicht. Sie wollen (oder können) sich nicht fest binden. Sie kommen vorbei und ziehen weiter … („Pilger“ nach der französischen Soziologin Hervieu-Leger) Andere, die schon eine intensive persönliche Glaubenserfahrung, vielleicht eine „Bekehrungserfahrung“ gemacht haben, suchen eine vertiefte Spiritualität und oft auch eine charismatische Gemeinschaft, die sie in herkömmlichen Gemeinden nicht finden. („Konvertiten/“Bekehrte“)
Schließlich gibt es auch noch die „praktizierenden“ Katholiken oder Christen, die heutige „Kerngemeinde“. Dazu gehört sicher die Mehrzahl der hier Anwesenden. Sie sind in der Regel Menschen, die mit dem Glauben groß geworden sind und ihn zu einem tragenden Bestandteil ihres Lebens gemacht haben. Und weil sie das als etwas Gutes erkannt haben, setzen sie sich an verschiedensten Stellen dafür ein, dass diese Erfahrungen auch anderen möglich werden.
Für alle diese Gruppen und auch z.B. die verschiedenen Altersstufen können hoffentlich im PR auch viefältigere Angebote von darauf spezialisierten, kompetenten Personen gemacht werden.
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, beten wir in diesem Gottesdienst und auch sonst immer wieder darum, dass uns dies mit Gottes Hilfe gelingt!
Fotos: Hanns Friedrich